Kalamata  Februar 2004
14. Februar 2004
Es ist Winter geworden in Griechenland. Athen versinkt im Schnee-Chaos. Nur gut, dass die Olympiade im Sommer ist - und selbst da hat die Stadt den Einwohnern empfohlen, während der Spiele Asyl außerhalb Athens zu suchen, um den Verkehr einigermaßen in den Griff zu bekommen!
Mein allwöchentlicher Spaziergang in die Stadt, um „Die Zeit“ zu besorgen, war erfolglos - der Flughafen in Athen ist gesperrt, alle fremdsprachigen Zeitungen blieben auf der Strecke. Nun gut, verbringen wir das Wochenende eben „Zeit“-los. Dafür fing es zu schneien an. Sichtlich irritiert klappte Pia die Ohren herunter. Schnee von oben – das kannte sie bisher noch nicht. Zwar hatte sie schon mal skeptisch weiße Klumpen begutachtet, die manche Autos aus den Bergen mitbrachten. Dass so etwas jedoch vom Himmel fällt war ihr völlig neu, und so trabte sie etwas verunsichert mit eingezogenem Schwanz neben mir her.

Die Temperaturen sanken heute Nacht noch ein paar Minus-Grade mehr als gestern, und als die Sonne am Morgen das Eis allmählich schmolz, schoss auf dem Marinagebäude fröhlich eine Wasserfontäne 3 Meter in die Luft. Nach 1 ½   Stunde hatten die herbeigeeilten Männer den Abstellhahn für die Solaranlage gefunden und den Dachspringbrunnen abgestellt – in den Sanitäranlagen gab’s für etliche Stunden erst mal kein Wasser mehr. Inzwischen kann man schon wieder kalt duschen. Die Zähluhren an den Wasserhähnen der Steganlagen hat es größtenteils zerrissen, viele Segler sitzen sozusagen übers Wochenende im Trocknen. Dass unsere Wasseruhr heil blieb haben wir nur dem Umstand zu verdanken, dass der Hahn leicht tropfte und somit nicht genug Druck aufgebaut werden konnte. An etlichen Häusern in der Stadt sprudelte es aus geplatzten Rohren, auf solche Temperaturen ist Kalamata nicht eingestellt.

Allmorgendlich ziehen hier im Hafen drei Enten quakend ihre Runde von Schiff zu Schiff und fressen sich durch den Tag. Ihre Ankunft bei unserem Boot ist durch das begeisterte Bellen und aufgeregte Winseln von Pia unüberhörbar. Sie liebt diese Tiere heiß und innig, gerät regelmäßig in Extase wenn wir die Enten mit Brot füttern und würde sie am liebsten abknutschen. Dummerweise haben die Enten keine Lust, mit ihr „Wadenbeißen“ zu spielen und so bleibt es für Pia eine unerfüllte Liebe, in der sie aus lauter Verzweiflung den Quakenden Angebeteten gierigst das Brot wegfrisst. Mit dem Zauberwörtchen „Quak“ ist Pia auch jederzeit aus dem Tiefschlaf zu holen. Wie von der Tarantel gestochen rast sie dann aufs Vordeck und hält schwanzwedelnd Ausschau. Das war heute allerdings vergeblich, denn bei der Kälte hatten die gefiederten Freunde keine Lust, im Hafenwasser zu paddeln.
Unser Heizlüfter im Schiff tut gute Dienste, Pia hat ihn inzwischen fest in ihr Herz geschlossen, er kommt in ihrer Sympathieliste gleich nach den Enten. „Pia schaut fern“ = sie liegt vor dem Gerät und blickt  konzentriert  der heißen Luft entgegen. Manchmal kuschelt sie sich auch mit dem Fell so dicht daran, dass wir  in Gedanken schon verkokelten oder gebratenen Windhund vor uns sehen - doch bisher schaltete das Gerät immer rechtzeitig ab. Und so bleibt uns hoffentlich auch in Zukunft der Anblick von geschmortem Yachthund erspart. 
  Erlebnisberichte 2004

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