Sporaden  Skopelos - Alonisos - Skyros  Juni 2005
Fr, 17. Juni

Ein schöner Segeltag, ein gemütlicher Schlag. In 2 1/2 Stunden sind wir von Skiathos nach Skopelos gesegelt. 
Kurz nachdem wir im Hafen Agnontas angelegt haben kommt eine Gruppe Jugendlicher in Badehosen ans Pier. Schon im Hafenführer stand, dass Tourismus hier nicht sehr erwünscht ist - von den EU-Geldern hat aber auch diese Gemeinde zum Hafenausbau einiges einkassiert. Vor und hinter unserem Boot springen die Halbstarken nun schreiend und spritzend ins Wasser und als sie merken, daß Pia sich darüber furchtbar aufregt, drehen sie noch mehr auf. Pia saust von Bord, die Halbstarken springen ins Wasser. Zwischendurch klettern sie über die kleinen Fischerboote im Hafen und schaukeln diese bis kurz vorm Umkippen, dann geht das Spielchen "Hund ärgern" - und uns natürlich auch - wieder weiter. Am liebsten würde ich mich ins Ruderhaus zurückziehen und Pia mit hinein nehmen, doch ich bin mitten im Wäsche waschen - und die soll bis zum Abend trocken sein. Außerdem ist es so heiß, daß man die Türen des Ruderhauses nicht zumachen möchte. 4 Stunden lang Gegröle, jedes zweite Wort ist "Malaka" (Wichser), das auf uns gerichtet ist. Zwischendurch ein paar englische Sätze, damit wir auch merken, dass sie uns meinen. Es erinnert stark an letztes Jahr, an einen Hafen im Ionischen Meer. Dort fielen am Pier Sätze wie "I will fick all the woman on board" und einer der Halbstarken versuchte sogar, die Gangway hochzuklettern. Woraufhin ihm Pia fuchsteufelswild entgegensprang und Thomas nur sagt: "One step more - and you are dead". Damals kehrte dann Ruhe ein - doch diesmal fühlen sich die Halbstarken so sicher. Und wir haben auch keine andere Möglichkeit als sie zu ignorieren (was Pia natürlich nicht begreift). Als sie merken, dass wir uns über sie beschweren, bekommen wir den Stinkefinger hingehalten. Von den Erwachsenen auf der Insel, die ebenfalls am Pier sind, ist keine Hilfe zu erwarten. Im Gegenteil: Ein Einheimischer fährt am Nachmittag ein paar Mal mit seinem Motorboot mit voller Fahrt am Pier vorbei - was alle dort liegenden Segelboote höchst unangenehm ins Schaukeln bringt.

"Die mit den Enten schwimmt"

Sonntag, 19. Juni: Nach dem unerfreulichen Nachmittag in Skopelos fahren wir weiter nach Alonisos. Ein Besuch im Piratenmuseums ist Pflicht. Nicht nur die Seefahrt ist dokumentiert, auch die alten Handwerksberufe sind liebevoll dargestellt. Und von der Terrasse der Cafeteria, in der man kostenlos einen Softdrink bekommt, hat man eine wunderschöne Aussicht über den Hafen und das Meer. 
   
Montag, 20. Juni:
Neben uns hat vor 4 Stunden eine österreichische Männercrew angelegt. Sie kamen schon sehr fröhlich singend an (eines der Crewmitglieder outet sich schon durch sein T-Shirt als Kampftrinker), saßen dann 3 Stunden in der Taverne gegenüber und nun machen sie gerade alle vorüberkommenden Frauen an, stehen z.T nackt im Cockpit und ich warte nur noch drauf, dass sie über die Reeling pissen (auch schon erlebt). Es ist nur noch peinlich. Mein einziger Trost: Wenigstens haben sie keine deutsche Flagge am Mast.
Wenn ich das Gegröle von nebenan höre kann ich sogar ein Stück weit verstehen, weshalb manche Orte keinen gesteigerten Wert auf Tourismus legen. Doch muß dass gleich in "Ausländerfeindlichkeit" ausarten?
Dienstag, 21. Juni: 
Nach einem langen, wunderschönen Segeltag mit prima Wind liegen wir nun im Hafen von Skyros - vor uns das SAR-Schiff (Seenotrettungsschiff), direkt hinter uns ist die Fähranlegestelle. Gegen neun Uhr abends sammelt sich am Pier eine Menschenmenge an, Lastwagen, Lieferwagen und Taxi stehen bereit. Gleichzeitig kommen am Pier zur Freude von Pia 3 Enten angewatschelt und setzen sich erwartungsfroh neben einen Wasserhahn. Die riesige Fähre kommt in Sicht, biegt in Richtung Hafen ein und wird von dem Ort mit pompösen Zarathustra-Klängen aus voll aufgedrehten Lautsprecherboxen empfangen. Ein lokales Ereignis. Der junge, beleibte, sympathische Pope steht mit seiner ebenfalls fülligen Frau händchenhaltend am Pier, beobachtet das Geschehen und schenkt seiner Liebsten immer wieder zärtliche Blicke. Währenddessen beginnt das Entladen der Fähre. Zwei mit riesigen Wohncontainern beladene Lastwagen werden mit wilden Gesten und hektischem Geschrei hinausdirigiert. Millimeterarbeit. Die Lastwagenfahrer müssen ihr Fahrzeug ein paarmal hydraulisch hinauf und hinunter lassen, trotzdem kratzen die Dächer der Container an der Decke der Fähre - ein bißchen verbogenes Blech - nicht schlimm. Währenddessen entlädt ein Einheimischer Stapelweise Pakete ins Taxi, ein anderer trägt Postsäcke herunter. Als letztes pendeln Gemüsehändler zwischen Laden und Fähre und holen ihre Frischware ab. Die Menschenmenge hat sich inzwischen schon wieder aufgelöst und die Hektik der Fährangestellten in Gelassenheit verwandelt. Ein Wasserschlauch wird angeschlossen - und als erstes bekommen die Enten nun Süßwasser zu trinken.
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