Samos  Pythagorio  Juli 2005
Mittwoch, 13. Juli:

Aufgrund der Wettervorhersagen (stärkerer Nordwind ist angekündigt) fahren wir weiter zur Südseite der Insel Samos in den sicheren Hafen von Pythagorio. 
Von dem pittoresken Städtchen wurde uns von mehreren Seglern begeistert vorgeschwärmt. Was wir hier vorfinden, ist ein richtiges "Touri-Nest". Den Stadtkai entlang steht eine Taverna neben der anderen, es geht zu wie im Taubenschlag. Wir ankern im Vorhafen - am Pier ist sowieso kein Platz zu bekommen - und haben somit etwas "Sicherheitsabstand". 

Am Abend kommen die Tagesausflugsboote in den Hafen zurück. Dröhnende Musik kündigt sie schon von weitem an. Ein Kapitän muß aus unerklärlichen Gründen noch einen Umweg zwischen den schwoienden Booten hindurch nehmen, fährt am Strand fast die Badegäste über den Haufen und läßt, als sich diese beschweren, noch heldenhaft einen Kanonenschuß los. Irre. Mir ist es außerdem unerklärlich, wie es die zahlreichen Touri's auf dem Ausflugsboot den ganzen lieben Tag lang ohne jedes Sonnendacht aushalten können. Da schmilzt doch noch der letzte Rest von Verstand.

Donnerstag, 14. Juli
Dingi-Fahrt mit Pia ans Land, am Denkmal von Pythagoras vorbei. Der alte Philosoph und Mathematiker würde sich wahrscheinlich im Grabe winden wenn er noch miterleben müßte, daß in Griechenland ohne Taschenrechner inzwischen nicht einmal mehr 2 + 2 zusammengezählt wird. Es ist relativ früh, der Hafen ist ruhig, die Touris schlafen noch. Ich laufe mit Pia am Pier entlang, an dem all die Tagesausflugsboote liegen. Auf dem ersten Schiff räkelt sich die Bordkatze, auf einer türkischen Güllet steht ein Zicklein ganz neugierig auf der Badeplattform und meckert Pia an - ich erwarte als nächstes mindestens  einen Papagei oder einen Bordaffen.
Die Überraschung kommt jedoch auf ganz andere Weise: Als ich bei den Abfallcontainern angekommen bin, steht da neben den üblichen Mülltonnen, in die in Griechenland ALLES kommt, doch tatsächlich noch eine kleinere gelbe Tonne: Für Getränkedosen! Ich bin ehrlich platt, freudig überrascht, total überrumpelt. Nun können wir hier im Hafen doch tatsächlich unsere Bierdosen materialgerecht entsorgen! Begeistert hebe ich den Deckel der Tonne:  Restmüll, kunterbunt alles durcheinander.
Etwas ernüchtert wandere ich weiter. Mein Ziel: Die neue Marina, die seit 5 Jahren im Bau ist. Gar nicht weit entfernt vom Stadthafen. Der erste Weg endet - ich bin schon fast da - an einem tiefen Graben. Ich gehe wieder zurück und probiere einen anderen Weg, mehr ein Ziegenpfad, steil den Hügel hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter. Nachdem, was im Hafenhandbuch über die geplante Luxusmarina steht (Stand 2000), ist der Bau in den letzten 5 Jahren tatsächlich minimal fortgeschritten: Die Schwimmstege sind schon gelegt, Wasser kann man sich mit ein bisschen Improvisation aus den Feuerwehrsäulen holen, Strom gibt es in einem Kasten am Haus gegenüber vom Pier. Na prima! Das einzige, was bisher voll ausgebaut ist: die Tankstelle. Ansonsten stehen all die vielen Gebäude noch leer. 
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