Chios    Inselrundfahrt   Juli 2005
Mittwoch, 6. Juli: Eine Rundfahr auf Chios
Pia darf für 6 Stunden "ihr Boot" bewachen - wir mieten uns ein Moped. Das Ding eiert entsetzlich, bei jedem Gangwechsel tut das halbautomatische Getriebe einen Ruck, daß einem Angst und Bange wird. Wir sind auf dem Weg nach Pirgi, einer sehr schönen alten und verwinkelten Stadt. Die Landschaft ist herrlich, wir fahren durch Mastichochorion, das Gebiet, in dem die größte Mastixgewinnung Europas ist. Rechts und links entlang unserem Weg stehen die Mastixbäume. An einer Kreuzung kurz vor der Stadt halten wir an, um nochmals auf die Straßenkarte zu sehen und einen Schluck zu trinken. Beim Auspacken der Wasserflasche komme ich mit meinem rechten Schienbein dummerweise an den heißen Auspuff des Mopeds. Mist! Ein freundlicher Grieche, der ein paar Meter weiter neben seinem Auto unter einem Baum im Schatten sitzt ruft uns zu: "You need informations?" Wir winken zurück: "Vielen Dank, alles in Ordnung", setzen uns dann aber neben ihn auf die Mauer, denn die Sonne brennt gewaltig. Der Grieche betrachtet das Moped, meint plötzlich, wir sollten sehr vorsichtig damit fahren und zeigt uns die hühnereigroße Beule am Hinterreifen, wo sich das Profil vom Gewebe abzulösen beginnt. Mit so einem Gerät durch griechische Pampa zu fahren - dazu haben wir keine Lust. Und so rufen wir den Fahrzeugvermieter an. Problemlos wird uns versprochen, innerhalb von 30 Minuten ein Ersatzfahrzeug zu bekommen. Es ist viertel vor zwei Uhr Mittags. Mein Schienbein brennt. 45 Minuten vergehen, ein Ersatzfahrzeug ist noch nicht in Sicht. Zufällig steht direkt neben der Kreuzung das Hospital für den südlichen Teil der Insel. Also liegt eigentlich nichts näher, als dort nach einer Brandsalbe zu fragen. Die Empfangsdame in der Eingangshalle sieht mich etwas verwundert an (ich vermute, sie versteht kein Englisch), geht jedoch in die Teeküche und holt die "Mannschaft": Ein älterer Herr und zwei junge Frauen. Bevor ich noch erklären kann, daß ich mich am Motorradauspuff verbrannt habe, fragt mich die englischsprechende der beiden Frauen nach Allergien bei Moskitostichen. "Nein, noch nie". Ich versuche zu erklären, daß die Rötung nicht von einem Insektenstich kommt sondern eine Verbrennung ist, doch das scheint sie gar nicht groß zu interessieren. Immer wieder fragt sie nach Allergien - gut, daß ich auch auf ihre Fragen nicht allergisch reagiere. Sie sind aber alle sehr freundlich und besorgt und führen mich in das Behandlungszimmer. Während der ältere Mann 10 Minuten lang eine weiße Salbe auf die gerötete Stelle aufträgt und einmassiert, misst die wasserstoffblonde Assistentin meinen Puls: Zuerst am linken Mittelfinger, dann am rechten Zeigefinger und schließlich noch am linken Oberarm. 
Die Damen scheinen fast besorgt (oder enttäuscht), daß mein Blutdruck normal ist. Doch die englischsprechende Dame besteht darauf, mir eine Spritze gegen Allergien bei Moskitostichen in mein Hinterteil zu jagen. Das hat zur Folge, daß ich die nächste halbe Stunde gar nicht mehr an meine Brandwunde denke, denn nun schmerzt die linke Backe. Auch gut. Die Behandlung ist damit abgeschlossen. Nun wird mein Name in ein Patientenbuch eingetragen, der ältere Herr schreibt mir das Rezept für eine Salbe auf - und ich bin wieder entlassen. Allerdings nicht ohne daß mich die englischsprechende Dame nochmals darauf hinwies, falls mir schwindelig würde, übel oder sonst etwas solle ich sofort wiederkommen. Himmel hilf, auf Brandwundenverletzungen ist mir noch nie übel geworden - allerdings sind die bisher auch nie wie Insektenallergien behandelt worden. Ich bedanke mich herzlichst, verspreche, auch gaaanz bestimmt nochmals zu kommen, falls etwas wäre, und verlasse das Hospital. 
Thomas sitzt immer noch im Schatten auf der Mauer und wartet. Ich setze mich neben ihn, das Gewicht mehr auf die rechte Backe verlagert. Eine halbe Stunde später - es ist nun 15.15 Uhr, kommt der Fahrzeugvermieter auf dem Erzatzmoped angefahren. Er ist sehr freundlich, entschuldigt sich für die Verspätung und den kaputten Reifen und man tauscht die Fahrzeuge. Der Vermieter hoppelt zurück nach Chios - und wir genießen auf dem "neuen" Moped ein überraschend ruckfreies Fahrgefühl.
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