Korfos   28. Juni 2004
Korfos2.jpg (26807 Byte)Auf Empfehlung von Freunden fahren wir von Aigina aus in den kleinen Fischereihafen Korfos. 

Eigentlich ist es mehr eine geschützte Ankerbucht, doch Dank der EU-Milliarden hat auch dieser Ort inzwischen richtige Beton-Piers. Und weil die Griechen sehr erfinderisch sind, wenn es darum geht, etwas zu verdienen, stellten sie direkt auf diese Anlegepiers ihre Tavernen. Das hat auch damit etwas zu tun, dass sie für die Hafenplätze keine Gebühren verlangen dürfen - sonst müssten sie an die EU wieder etwas zurückzahlen. Also wird der Profit auf andere Weise gemacht. 

Schon beim Einlaufen wedelt eine füllige Frau wild mit den Armen und hebt eine Mooringleine in die Höhe. Also gut, wir legen uns an den Platz, den sie meint. Damit landen wir gleichzeitig mitten in Giannis Familien-Taverne, ein überspanntes Holzgestell mit selbst zusammengenagelten Holztischen und Plastik-Stapelstühlen. Und  natürlich wird erwartet, dass man am Abend dort isst. Tun wir anstandshalber auch. Speisekarte oder gar Preislisten gibt es keine, der Wirt sagt uns, was er gerade anzubieten hat. Wir bestellen eine Kleinigkeit: 2x Griechischen Salat, 1x Kalamaris, 1x gegrillten Fisch. Dazu 2 Bier. Der Wirt bringt zuerst die hier übliche Wasserflasche und Gläser, kurze Zeit später das Bier. Mit dem Griechischen Salat bekommen wir freundlichst Brot und zwei kleine Extra-Tellerchen serviert: "Spezialität des Hauses": Eingelegte Peperoni und Bohnengemüse. Ist ja nett, denken wir. In Kalamata bekommt man zum Uzo kostenlos ein paar Häppchen serviert, hier anscheinend Bohnen und Paprika. 

 Kurz darauf serviert der 12-jährige Nachwuchs-Wirt des Hauses die Kalamaris. Der gegrillte Fisch dauert etwas länger, doch bevor wir die letzten Reste des Salats verspeist haben wird auch er serviert. Nicht besonders groß, doch er schaut lecker aus und schmeckt auch gut. Wir arbeiten uns gemeinsam durch die Gräten, lassen hie und da für Hund und Katze etwas vom Tisch fallen und unterhalten uns über die Strompreise Griechenlands. Der Tavernenbesitzer hatte bei unserer Nachfrage wegen Strom einen Preis von 8 - 10 EUR pro Tag genannt. Ja, Elektrizität wäre in Griechenland so furchtbar teuer, die ganzen Straßenbeleuchtungen würden auf die Einwohner umgeschlagen und je mehr Strom man verbrauche, desto höher seien die Tarife (wir fragen uns, weshalb wir in Vathy dann Strom für 1,50 EUR pro Tag hatten). Nun, wir beschließen, doch lieber unseren Stromgenerator zu verwenden.
Der letzte Bissen Fisch ist inzwischen verdrückt und der Sohn des Hauses räumt unsere Teller weg. Bevor wir nach der Rechnung fragen können serviert uns der Wirt fünf überreife Aprikosen zum Nachtisch. Wir denken uns nichts Böses. Bisher hatten wir oft entweder Melonen, Apfelschnitze, Uzo, Likör oder in Epidaurus sogar einen Liter Wein als Geschenk des Hauses serviert bekommen. 
Am Nebentisch zahlt inzwischen ein französisches Seglerehepaar. Die Summe, die sie dem überfreundlichen Giannis hinüber reichen, macht mich etwas stutzig. So viel können die doch in der kurzen Zeit gar nicht gegessen haben ...
Wir winken dem Wirt zu, dass wir zahlen möchten. Er bleibt am Nebentisch sitzen, kritzelt viele Posten auf einen kleinen Zettel und lässt diesen vom Sohnemann zu uns herüber bringen. Uns bleibt erst mal die Spucke weg: 49,50 EUR! Und das für die paar Sachen, die wir bestellt hatten? Thomas zahlt ohne eine Miene zu verziehen, ich schnappe mir den Zettel und studiere ihn ausführlich, während wir zum Boot zurück gehen.
5 Posten hatte der Wirt verrechnet, die wir entweder gar nicht bestellt hatten oder die hier in Griechenland "normalerweise" eine Selbstverständlichkeit sind: Bohnengemüse 4,50 EUR,  eingelegte Paprika  4,-- EUR, fünf Aprikosen - eine davon verfault. 3,-- EUR; macht insgesamt 11,50 EUR für Sachen, die wir gar nicht bestellt hatten! Natürlich war auch die Flasche Mineralwasser mit 1 EUR und die 4 Scheiben Weißbrot mit 1,50 EUR verrechnet. 
Na gut, man lernt dazu. Wir beschliessen, am nächsten Tag ein paar Seemeilen südlich nach Neu-Epidaurus zu fahren, laut Seekarte ein kleiner Fischereihafen mit Fähranleger. Als wir in den Hafen einlaufen besteht die einzige Anlegemöglichkeit an einer Taverne mit selbstgebastelten, wackelig aussehenden Stegen. Nein Danke - einmal genügt. Wir fahren lieber noch 2 Seemeilen weiter nach Alt-Epidaurus ...  
  Erlebnisberichte 2004

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