Korinth  Juli 2004
10. Juli 2004

Nach unserem Erlebnis in Korfos steuerten wir wieder einmal Aigina an, inzwischen schon mit sehr heimatlichen, fast 
liebevollen Gefühlen. Und nach ein paar Starkwindtagen im sicheren Hafen wird es nun endlich Zeit, durch den Kanal von Korinth zu fahren. Schließlich wollen wir im Sommer nochmals zu den Ionischen Inseln.Kurz nachdem wir an der Einfahrt zum Kanal ankommen wird die Schranke geöffnet - gerade noch genug Zeit, um die Kanal-Gebühren zu bezahlen. Wir sind mit Abstand das "langsamste" Schiff, das passiert. Hinter uns fährt ganz geduldig noch ein kleines Motor-Bötchen, dem unser gemütliches Tempo anscheinend gar nichts ausmacht. Thomas ist höchst konzentriert am Steuer beschäftigt, denn die Strudel im Kanal drehten das Schiff ständig hin und her - Pia hält währenddessen interessiert im Bugkorb Ausschau. Kurz vorm Kanal-Ausgang springen ein paar Jugendliche von hohen Felsen ins Wasser. Als das Motorbötchen hinter uns in ihre Sichtweite kommt, gibt's kurz ein Geschrei und Gegröhle. Der Grund: Die jugendliche Freundin des
älteren Skippers sonnt sich auf dem Vordeck oben ohne.

Wir steuern den Hafen von Korinth an, legen uns an den einzigen noch freien Platz und beantworten das muffige Verhalten des französichen Nachbarn mit gelassener Höflichkeit.

 11. Juli 2004
Wir beschließen, hier noch einen Tag zu bleiben. Man kann sich ja hin und wieder auch etwas "alte Steine" anschauen. Also radeln wir los. Akro-Korinth. Angeblich (laut Seglerfreunden) 2-3 km entfernt, "gaaaanz toll". Gut, für "gaaanz toll" kann man ruhig auch ein bisschen schwitzen. Nach 3 km sind wir gerade mal aus dem neuen Korinth heraus geradelt. Wo, bitte schön, sind die alten Steine? Wir halten ein Auto an, das gerade in die Hauptstraße einbiegen will und fragen die Leute. Sie zerren uns hoch erfreut an die Kreuzung, beschreiben mit Händen, Ellenbogen, auf Griechisch und Englisch den Weg - und dass sie uns zum Abschied nicht auch noch geküsst haben ist alles. Reizend, ehrlich. Wir radeln, immer bergauf, die Sonne strahlt, ich denke an Pia, die im Schatten auf der "Unity" schläft - doch wir haben ein Ziel: Alte Steine! Und nach weiteren 10 km kommen wir tatsächlich kurz vor dem Hitzschlag in Akro-Korinth an. Eine Flasche Mineralwasser macht uns wieder halbwegs lebendig. Thomas spendiert einem humpelnden Hund mit gebrochenem Oberschenkel noch 2 Bockwürste und dann begeben wir uns zu den Sehenswürdigkeiten. Im Museum gibt's haufenweise kopflose Statuen. Ein paar Köpfe gibt es natürlich auch - die stehen extra. Und im freien Gelände kann mit mit unvorstellbarer Phantasie erahnen, was das früher alles einmal war. Doch auch die Griechen wissen im Grunde, das diese unvorstellbare Phantasie nicht viele Leute besitzen, und so haben wir dankenswerter Weise mit der Eintrittskarte auch einen Zettel mit bekommen. Eine kleine Skizze, ein Grundriss des Geländes. Damit wir wissen, wo wir herumlaufen. Ganz oben auf dem Berg steht noch die Burg-Ruine. Wir sparen uns den Weg - ich war vor 20 Jahren mit meiner Familie schon mal da oben. Es war auch furchtbar heiß, die Ruine war damals schon ziemlich angenagt, sie wird jetzt wohl auch nicht besser aussehen. Und sollte ich mit 70 noch mal in die Gegend kommen, kann ich mich ja mit dem Taxi hochfahren lassen.
Knapp dem Sonnenstich entkommen geht's zurück zum Hafen - bergab. Ich beschliesse, bei nächster Gelegenheit meine linke Handbremse zu reparieren. Wird sich eindeutig vorteilhaft auf den Bremsweg auswirken. Wieder im Hafen angekommen gibt's etwas Hektik: Starkwind ist aufgekommen, der Anker von unserem Nachbarboot hält nicht, und sein Schiff drückt seitlich kraftvoll auf unseres. Landleinen werden ausgebracht. Während wir unsere Boot sichern, hüpfen unzählige griechische Kinder im Wasser herum und tauchen wie wild. "Ein Delphin, ein Delphin". Dicht neben unserem Schiff schaut das Tier plötzlich aus dem Wasser, taucht wieder unter, kommt an einer anderen Stelle wieder nach oben und hat anscheinend seinen Spaß daran, im Hafenbecken zwischen all den kreischenden Kids herum zu schwimmen. Nach einer halben Stunde sind die Boote wieder sicher, auch der Delphin hat genug vom Hafenbecken und schwimmt elegant davon. Die johlenden Kinder hüpfen inzwischen wild auf Beibooten und Yachten herum, beschädigen und klauen so manches - bis ein einheimischer Bootsbesitzer sein Telephon zieht und mit der Polizei droht. Dann ist friedliche Stille im Hafen - nur der Wind bläst immer noch ...
  Erlebnisberichte 2004

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