Kalamata   April 2005
 

Leon - eine Geschichte mit Happy End

 

Manchmal gibt es Zufälle, die würden in jedem Roman nur leise belächelt werden. Wenn ich die Geschichte trotzdem schreibe, dann nur, weil sie ein so unverschämt gutes "Happy End" hat.
Eines morgens rief mich eine nette junge Frau aus Düsseldorf an. Sie hatte in unserer Homepage die Story von Knuth gelesen (der Hund, den wir im Herbst 2003 mitbrachten) und sich sehr für griechische Hunde interessiert. Ich notierte mir die Telefonnummer - man kann ja nie wissen. Dann ging mit Pia in die Stadt zum Einkaufen. Im Park schloss sich uns ein "Hündchen" an, etwa so groß wie Pia. Ich habe es mir schon lange abgewöhnt, Straßenhunde zu streicheln, wenn wir länger als zwei Tage in einem Hafen sind - von füttern ganz zu schweigen. Trotzdem, der Hund lief hinter uns her bis in die Marina. Dort sah er eine nette, kleine weiße Hundedame - und weg war er - dachte ich zumindest erleichtert. Doch am Abend kam er zu unserem Boot und und wachte dort die ganze Nacht vor der Gangway. Was nun? Läge der "Kleine" noch länger da, würde höchstwahrscheinlich wieder einmal eine Vergiftungsaktion stattfinden.
So rief ich gleich am nächsten Tag die nette Frau aus Düsseldorf zurück (ihr Mann ist Grieche, die Familie wollte ausdrücklich einen griechischen Hund, weil ihr vor 2 Jahren bei einem GR-Besuch die Tiere so entsetzlich leid taten). Die Familie war natürlich erst einmal "total überrumpelt". Wir schickten Bilder des Hundes per Mail nach Düsseldorf, man telefonierte ein paar mal - und schließlich wurde beschlossen: Tierärztliche Untersuchung. Ist der Hund gesund, nehmen wir ihn in den nächsten Wochen mit nach Deutschland. So ging ich also noch am gleichen Tag zu "unserem" Tierarzt und erklärte ihm die Lage der Dinge. Der nette Mann war erst einmal äußerst besorgt - und zwar wegen der Kosten, die da auf mich zukämen. Meine Versicherungen, ich bekäme alles von der Adoptivfamilie wieder erstattet, überzeugten ihn zwar nicht so recht, doch was hätte man machen sollen? Der Hund wird nur vermittelt, wenn er wirklich gesund ist - und dazu braucht es eben verschiedene Bluttests. Leon saß geduldig auf dem Behandlungstisch und ließ mit stoischer Ruhe alles über sich ergehen. Nachdem die Tests alle zu Leons Gunsten ausfielen kam die Frage auf Floh- und Wurmkur, Hundepass und Microchip. Der Tierarzt zählte mir nochmals besorgt die Kosten auf - und ich beruhigte ihn wiederholt. Der nette Mann hielt mich wahrscheinlich für ziemlich naiv - eigentlich auch kein Wunder, wenn man bedenkt, wie sorglos in Griechenland ständig Hunde ausgesetzt werden, die zuvor für teueres Geld von Züchtern eingeführt wurden. In Griechenland herrscht irrsinnigerweise gerade ein "Husky-Boom" - und auch diese teuer importierten Tiere trifft man hier zunehmend als Straßenhunde an.
Frohgemut verließ ich also nach 2 Stunden die Praxis (der Tierarzt mußte zwischendurch "ganz dringend" bei seiner Bank noch etwas erledigen) und war laut Pass die Besitzerin von zwei Hunden: Leon - und natürlich Pia. Nun kam die Frage der Hundehaftpflicht - doch da erwies sich Pias Hundversicherung bei der "Bruderhilfe" als sehr kulant: Diese machte in Pias Versicherung einen Vermerk, daß für 4 Wochen zwei Hunde zu versichern wären - und das war's. 
In den nächsten Tagen machte Leon Pia alles nach: Enten anbellen, Strand- buddeln, baden - doch die Versuche, auch mit auf "PIA's BOOT" zu kommen, scheiterten an der zu kleinen Reelingsöffnung (was uns wiederum gar nicht unrecht war - denn zwei Hunde an Bord wären doch etwas viel. Und außerdem sollte sich Leon nicht zu sehr an uns gewöhnen - die "richtigen" Herrchen kannte er ja noch gar nicht).
Das Wetter schlug um, Regen, Gewitter, es wurde nochmals richtig kalt  Wieder einmal profitierten wir von all dem Müll, der auf dem Brachgelände der Marina abgeladen ist und bauten Leon eine provisorische Hundehütte - regengeschützt, mit Wolldecke. In den extrem kalten Nächten zog ich mit Leon ins Wohnmobil um. Das hat er auch ruck zuck als "sein Zuhause" in Beschlag genommen - sozusagen als kleinen Ausgleich zu "Pias Schiff". 
Die Familie in Düsseldorf, vor allem die 8- und  10-jährigen Kinder, waren schon sooo gespannt auf ihren Leon. Und so gingen in den nächsten Tagen viele Bilder per Mail dorthin. Die Besorgnis der Kinder, IHR Leon könne plötzlich "abhauen", erklärten wir als völlig unnötig. Ein griechischer Straßenhund, der Anschluss sucht, ihn endlich gefunden hat, dazu noch Futter, ein trockenes Plätzchen, streichelnde Hände - diesen Luxus gibt kein Hund freiwillig auf. Anbinden wäre völlig überflüssig gewesen, Leon folgte uns auch so auf Schritt und tritt und lernte sehr schnell, was er darf und was nicht.
Die Fahrt nach Deutschland mit Wohnmobil und Fähre verlief völlig problemlos. Und Autofahren fand Leon soooo Klasse, daß er - ganz aufgeregt zwischen Fahrer- und Beifahrersitz hindurchspähend - als erstes einmal prompt einen "Steifen" bekam (und daraufhin kotzte - das einzige Mal während der ganzen Fahrt).
Inzwischen ist Leon in "seiner" Familie. ALLE sind restlos begeistert von dem charmanten Griechen, die Schwiegermutter buk am ersten Wochenende extra für die ganze Familie Kuchen - um einen Grund zu haben, Leon wieder zu sehen ("...weil er ja so verschmust ist..."). Mit dem 4-jährigen Spielkameraden "Samson" (ein kastrierter Rüde) versteht er sich prächtig und gehorcht nach einer Woche im "Luxuszuhause" schon besser als dieser. 
  

Leon, Lennart und Samson

 

 

 

Leon und Lennart

Tja, was soll ich noch hinzufügen? Wie Pia darauf reagiert hat, als Leon plötzlich nicht mehr da war? Nur noch coooool! Sie bezog als erstes wieder ihre Bank im Wohnmobil, die Leon für sich erklärt hatte - und ließ sich genüsslich streicheln. Diva!
PS: Der netten Tierarzt war auch hoch erfreut über den glücklichen Ausgang der Geschichte :-)
  Erlebnisberichte

home

  > nächste Seite >