Ägina  Stadthafen  Oktober  2005
Samstag, 1. Oktober
Ägina ist ein sehr reizendes Städtchen. Doch am Stadtkai herrscht lauter, hektischer Straßenbetrieb, es steht eine Taverne neben der anderen, man wird bis spät in die Nacht von allen Seiten beschallt. So ist es nicht verwundwerlich, daß die Plätze gegenüber dem Stadthafen inzwischen von "Insidern" heißbegehrt. Dort ist es relativ ruhig, es gibt nur ein Bistro - und das läßt weder Musik laufen, noch hängt ein Fernseher an der Wand. Dementsprechend ist an diesem Pier relativ selten eine größere Lücke frei. Neben uns sind es gerade mal zwei Meter, die wir zum linken Nachbarn haben - der rechte liegt uns direkt auf der Backe. 7 Bft Wind, die Welle kommt direkt in den Hafen, wir haben einen sehr unangenehmen Schwell, der von den vielen Fähren und Wassertaxis noch verstärkt wird. Nun meint eine schweizer Chartercrew, unbedingt in diese 2 m  Lücke zu müssen - gegenüber wäre noch reichlich Platz für etliche Segelyachten ihrer Größe. Der Skipper ist felsenfest davon überzeugt, daß es "no problem" ist - wir sind es nicht, denn der Starkwind drückt eine enorme Welle in den Hafen. Die Boote werden herumgeschaukelt daß sich die Masten fast ineinander verkeilen. Es quetsch und drückt - und letztendlich liegen sie in der viel zu kleinen Lücke - sogar 5 Boote weiter pressen nun alle Fender zusammen. Das Ende vom Lied: Am Morgen ist ein Meter von unserer linken Gummileiste an der Seite herausgerissen, die Schrauben haben eine richtige Schneiße in dem Holz darunter gerissen - und die Chartercrew ist still und heimlich schon vor 8 Uhr morgens ausgelaufen. 
Sonntag, 2. Oktober
Ägina, 13 Uhr: Unsere rechten Nachbarn wollen auslaufen. Wir sind hoch erfreut darüber, denn die Boote liegen inzwischen schon wieder zusammengepresst wie Sardinen in der Dose und bei jedem Schwell reißen und quietschen die Fender. Außerdem möchte Thomas die linke Gummileiste reparieren. 

Und nun verkündet unser mächtiger englische Segelnachbar: "Wir haben unseren Platz schon Freunden versprochen!" Die "Freunde" ziehen schon seit 5 Minuten im Hafen ihre Runden, das Boot ist noch breiter als das von dem "Platzhirsch".  Wir sind fassungslos über seinen Kommentar: "Wenn Ihr meint, Euer Boot sei gefährdet, dann müßt ihr eben einen anderen Platz suchen. Wir sind hier in Griechenland, das ist ein rechtsfreier Raum". Was heißt da "Boot gefährdet"! Als er abgelegt hat und die Boote rechts und links nicht mehr zur Seite gedrückt werden ist gerade mal eine Lücke von einem Meter! Groß genug für ein Beiboot, doch keineswegs für eine 3,5 m breite Segelyacht. Doch das stört den englischen Seglerfreund keineswegs, unbekümmert drückt und presst er - und schafft es trotzdem nicht, sein Boot in die Lücke zu bekommen. Andere Engländer, die auch mit ihren Yachten an diesem Pier liegen, versuchen nun, mit Seilen ihren "Kameraden" doch noch bis ans Pier zu bekommen. Wir sind fassungslos. "Rechtsfreier Raum", jawohl. Uns reicht's, wir legen ab. In der vollgestopften Marina nebenan dürfen wir "gnädigerweise" für 2 Stunden seitlich an einem griechischen Segelboot festmachen und Thomas kann die Gummileiste notdürftig reparieren. 

Als das erste Motorboot am Stadtkai ausläuft nutzen wir die Gelegenheit, wieder im Hafen festzumachen. Das Pfannkuchenessen mit unseren Freunden kann somit doch noch stattfinden - allerdings unter enormer Beschallung: In den unzähligen Tavernen laufen die Fernseher - Fußballspiel. Das bedeutet hupende Mopeds, Gegröle und die dazugehörenden Knallfrösche. Pia verschwindet im Katastropheneck - ich würd's am liebsten auch.
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